In einer Welt voller Optionen verlieren wir leicht uns selbst. Warum Klarheit, Werte und Selbstkenntnis heute wichtiger sind als je zuvor.
Hallo zu einem neuen Blogpost,
wir leben in einer Welt voller Chancen. Noch nie zuvor hatten wir so viele Wege, uns zu entfalten, Neues zu lernen, uns auszuprobieren. Und doch erlebe ich – als Frau, Mutter und Beobachterin unserer Zeit – dass viele Menschen unglücklicher, gestresster und orientierungsloser sind als je zuvor.
Wie kann das sein, in einer Ära, die uns vermeintlich alles bietet?
Gerade als Mutter eines Mädchens wird mir immer wieder bewusst, wie privilegiert wir aufwachsen dürfen. Wir haben Bildung, Freiheit, Möglichkeiten – und doch spüren viele Frauen (und Männer) eine tiefe Unzufriedenheit. Vielleicht, weil diese Fülle an Optionen uns auch überfordert? Weil sie uns von uns selbst entfernt und unser Bewusstsein schwächt?
Wenn Fülle zum Fluch wird
Wir hetzen von Projekt zu Projekt, von Idee zu Idee, manchmal auch von Beziehung zu Beziehung – immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, der nächsten Erfüllung. Und dabei verlieren wir das, was uns eigentlich Halt gibt – oder besser gesagt: was uns Halt geben sollte – nämlich uns selbst.
Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Auch ich bin jemand, der gerne Neues beginnt: erst voller Begeisterung startet und dann auf dem Weg zum Ziel den Fokus verliert. Es fehlt mir in diesen Momenten nicht an Ehrgeiz, sondern an einem inneren Ruhepunkt, der mich verankert. Diese Rastlosigkeit kann zur Falle werden: Sie sieht von außen wie Aktivität aus, doch innerlich ist sie oft nur eine Flucht – eine Flucht, die mich letztlich vom eigentlichen Ziel abhält. Einige Projekte bleiben so unvollendet.
Denn zu viele Möglichkeiten können uns nicht nur befreien, sondern auch verbrennen. Wir laufen Gefahr, uns zu verzetteln, immer auf der Suche nach „mehr“ – und übersehen dabei, dass echte Erfüllung nichts mit Quantität, sondern mit Tiefe zu tun hat.
„Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das Verkosten der Dinge von innen her.“ – Ignatius von Loyola
Dieses Zitat erinnert mich daran, dass es nicht darum geht, alles zu kennen, sondern etwas wirklich zu erleben – mit allen Sinnen, mit offenem Herzen. Gerade heute spüren viele – auch ich – diesen inneren Druck, immer mehr wissen zu müssen: mehr über sich selbst, mehr über das eigene Fachgebiet, mehr über Erfolg, mehr über Spiritualität, mehr über das richtige Leben. Wir konsumieren Wissen in nie dagewesenem Ausmaß: Bücher, Podcasts, Online-Kurse, Zitate, Reels. Doch oft bleibt das, was wirklich zählt, auf der Strecke – das Erfahren statt nur das Erkennen. Das echte Leben eben!
Denn Wissen allein verändert nichts, solange es nicht verkörpert wird. Wir können tausend Dinge über Achtsamkeit lesen – und trotzdem unruhig sein.
Wir können alles über Liebe verstehen – und uns dennoch nicht geliebt fühlen.
Wahre Erkenntnis entsteht nicht im Kopf, sondern im Erleben. Nicht in der Anhäufung, sondern in der Vertiefung. Manchmal braucht es weniger Information – und mehr Innehalten.
Denn erst, wenn wir aufhören, ständig nach „mehr“ zu suchen, beginnt das, was wir längst wissen, sich wirklich in uns zu entfalten. Loslassen – das ist das Zauberwort.
Wer bin ich – und was ist mir wirklich wichtig?
In einer Welt, die sich ständig verändert, ist die wichtigste Aufgabe vielleicht, sich selbst immer wieder neu kennenzulernen. Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Welche Werte tragen mich?
Es geht nicht darum, sich für immer festzulegen. Was wir mit 30 wollen, darf sich mit 50 verändern. Es geht vielmehr darum, bewusst zu entscheiden – und zwar aus dem eigenen Inneren heraus, nicht aus Angst, etwas zu verpassen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist, besonders mit einer Angststörung. Das Gedankenkarussell lässt sich nicht einfach abschalten. Entscheidungen können sich anfühlen wie ein Sprung ins Ungewisse. Und doch ist genau dort, im Vertrauen, wo Leben beginnt.
Liebe, Fokus und echtes Fundament
Vor kurzem las ich auf Instagram, dass meine Gerneration, also die Generation X als „Vorreiter der Polyamorie“ gilt – also der Idee von freier, nicht-exklusiver Liebe. Ich fand den Gedanken spannend, aber er passte nie wirklich zu mir.
Ich bin, was das betrifft, altmodisch – und das ganz bewusst. Denn für mich liegt die wahre Tiefe der Liebe nicht in der Freiheit, viele Partner zu haben, sondern in der Freiheit, mit einer Person zu wachsen.
„Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.“ – Antoine de Saint-Exupéry
Liebe gedeiht, wenn wir uns gegenseitig Raum geben, aber uns gleichzeitig bewusst füreinander entscheiden. Nicht aus Besitzdenken, sondern aus Präsenz: Ich bin jetzt hier, mit dir. Und das ist besonders.
Das bedeutet nicht, dass Liebe zwangsläufig immer bleibt. Aber solange sie da ist, dürfen wir sie ganz leben.
Und so ist es auch mit allem anderem im Leben: Nur was ein Fundament hat – Werte, Fokus, Bewusstsein – trägt uns wirklich weit.
Meine persönliche Manifestation
In Momenten der Klarheit schreibe ich mir meinen Fokus immer wieder auf – nach der 369-Methode von Nikola Tesla:
„Ich inspiriere Menschen mit meiner Kreativität und lebe erfüllt, frei, reich und gesund.“
Dieser Satz ist für mich wie ein Anker in stürmischen Zeiten. Er erinnert mich daran, dass Fülle nicht bedeutet, alles zu besitzen oder ständig nach dem Nächsten zu streben, sondern im Einklang mit sich selbst zu leben – das Eigene zu nähren, das Wesentliche zu bewahren und aus dieser inneren Ruhe heraus zu wachsen.
Fülle ist kein Ziel, das man erreicht, sondern ein Zustand, in den man hineinwächst. Ein stilles Gefühl, das entsteht, wenn Herz und Verstand dieselbe Richtung einschlagen. Manchmal zeigt sie sich in Momenten der Dankbarkeit, manchmal in der Stille zwischen zwei Atemzügen.
Und ich habe gelernt: Schatten und Licht bedingen sich. Beides gehört zum Leben – das eine lässt das andere überhaupt erst sichtbar werden.
Ohne Dunkelheit kein Strahlen, ohne Tiefe keine Leichtigkeit. Wenn wir lernen, beides anzunehmen, ohne zu werten, dann entsteht eine Form von Frieden, die nichts mehr braucht, um vollständig zu sein.
Dieser Satz erinnert mich auch daran, dass Reichtum weit mehr bedeutet als Geld. Wahrer Reichtum zeigt sich in Zeit, die wir selbstbestimmt füllen dürfen, in Gesundheit, die uns trägt, in Liebe, die uns erdet, in Kreativität, die uns ausdrückt, und in Frieden, der uns Raum gibt. Wenn all diese Elemente in Balance sind, entsteht ein Wohlstand, der weit über das Materielle hinausgeht – ein Reichtum, der von innen nach außen wirkt.
Er ist leise, nicht laut. Er wächst, wenn wir loslassen, anstatt festzuhalten. Er entfaltet sich, wenn wir vertrauen, anstatt kontrollieren zu wollen.
Und so wird dieser Satz zu meiner täglichen Erinnerung: dass ich nicht hetzen muss, um anzukommen, nicht kämpfen muss, um zu besitzen, und nicht vergleichen muss, um genug zu sein.
Ich darf einfach sein – schöpferisch, verbunden, lebendig. Denn genau darin liegt die wahre Manifestation: das eigene Licht nicht zu suchen, sondern es leuchten zu lassen.
Mein Fokus-Satz hat mein Leben bereits spürbar zum Positiven verändert. Das bedeutet nicht, dass alles immer leicht ist – aber ich habe gelernt, dass Akzeptanz Leiden verkürzen und Freude vergrößern kann. Denn in dem Moment, in dem wir aufhören, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen, entsteht Raum für Frieden – und für das Vertrauen, dass selbst das Schwere einen Sinn trägt.
Bewusstsein als Kompass
Es braucht also nicht mehr Möglichkeiten – es braucht mehr Bewusstsein. Bewusstsein für das, was dich und mich – jeden einzelnen von uns – wirklich nährt. Bewusstsein für die Werte, die uns leiten, wenn der Lärm da draußen zu laut wird.
Manchmal ist das größte Geschenk nicht das Neue, sondern das, was schon da ist – nur dass wir es erst wieder sehen lernen.
Vielleicht ist Glück gar kein Zustand, den man erreichen muss, sondern eine Entscheidung, die wir immer wieder treffen: für uns selbst, um uns selbst treu zu bleiben.
Das Leben wird sich ständig verändern. Wir werden wachsen, uns verlieren, neu beginnen. Aber wenn wir wissen, wer wir sind, dann verlieren wir uns nie wirklich – wir kehren nur zu uns zurück.
Und vielleicht ist genau das die wahre Form der Selbstermächtigung: nicht alles zu haben, sondern bewusst zu wählen, was wir leben, lieben und weitergeben wollen.
„Wir sollten dem Leben nicht mehr Zeit, sondern der Zeit mehr Leben geben…“!
Dieser Gedanke aus einem Gespräch zwischen Mel Robbins und Dr. Langer hat mich tief berührt. Denn vielleicht ist das genau der Schlüssel: Wenn wir der Zeit mehr Leben geben – Achtsamkeit, Präsenz, Sinn – dann kommt die Zeit, die wir suchen, ganz von selbst dazu. Ich verlinke dir hier die Podcast-Folge, die sich mit dem Thema „Heilung und welche Rolle der eigene Geist dabei spielt“ beschäftigt: KLICK
Falls du außerdem noch weiter in das Thema Selbstermächtigung einsteigen möchtest, empfehle ich dir HIER einen meiner Blogartikel. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen. Aber bedenke immer: Alles kann, nichts muss!
Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft beginnen umzudenken – dass wir uns wieder mehr auf das konzentrieren, was bereits in uns und um uns herum ist.
Dass wir lernen, all das bewusster wahrzunehmen, dankbarer zu sein und den Wert des Einfachen neu zu entdecken.
Weg von „höher, schneller, weiter“ – hin zu echter Präsenz. Weg von der Wegwerfgesellschaft, in der Dinge und manchmal sogar Menschen austauschbar erscheinen, hin zu einem Leben, das von Achtsamkeit, Wertschätzung und Verbindung geprägt ist. Denn im Versuch, immer mehr zu erreichen, verlieren wir oft das, was uns wirklich erfüllt: Zeit, Nähe, Stille, Sinn. Doch genau dort – in der Einfachheit – liegt die Fülle, die bleibt.
Vielleicht ist das die Einladung unserer Zeit: nicht noch mehr zu wollen, sondern mehr zu fühlen. Nicht lauter zu werden, sondern tiefer zu hören. Nicht schneller zu leben, sondern bewusster zu sein. Damit Nähe, Empathie und Zusammenhalt nicht endgültig durch Leere, Wut und Einsamkeit ersetzt werden.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen wundervollen Tag. Bis bald.
Indra ♥
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